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Irma Schaichet (1895 – 1988) 
geb. löwinger

Herkunft und musikalische Ausbildung

Irma Löwinger 1899
Irma Löwinger, um 1899

Irma Schaichet, geb. Löwinger wurde am 15. April 1895 als viertes von sechs Kindern in Budapest geboren. 1901 wurde sie in die Königliche Ungarische Hochschule für Musik (heute Franz-Liszt-Musikakademie) aufgenommen. Nach dem Lehrdiplom besuchte sie die Konzertausbildungsklasse bei Béla Bartók und schloss diese 1917 mit dem Konzertdiplom erfolgreich ab.

Ankunft und Heirat in der Schweiz

1917 erhielt Irma Löwinger ein Stipendium zum weiteren Studium bei Ferruccio Busoni in Zürich für ein Jahr. In Zürich wohnte sie in der gleichen Pension wie der russische Geiger Alexander Schaichet, welcher nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges nicht mehr nach Jena zurückkehren konnte, wo er an der Musikhochschule unterrichtet hatte und als Vizedirigent des Collegium Musicum tätig war. 1919 heirateten die beiden, aus ihrer Ehe gingen die drei Kinder Mirjam, Peter und Vera hervor.

Musikalisches Wirken

Irma Schaichet konzertierte regelmässig und machte sich im In- und Ausland einen Namen als Pianistin und Musikpädagogin. Mit Alexander Schaichet zusammen trat sie in der Schweiz regelmässig als Duopartnerin auf und spielte regelmässig mit dessen von 1920 – 1943 bestehenden Kammerorchester Zürich. Weitere Duopartner waren Szimon Goldberg (Violine) und Joachim Stutschewsky (Cello) sowie später Frédéric Mottier (Cello). Irma Schaichet gab auch Konzerte unter den Dirigenten Volkmar Andreae, Hermann Scherchen, Erich Schmid, Georg Solti und Felix Weingartner. Irma Schaichet pflegte ein breit gefächertes Repertoire von Komponisten der Bach-Zeit bis zur Neuen Musik. Ein besonderes Augenmerk galt den Komponisten Ungarns Franz Liszt, Zoltán Kodály und Béla Bartók, dessen Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug sie 1938 in Zürich zusammen mit Georg Solti kurz nach der Uraufführung spielte. Daneben pflegte sie auch Schweizer Komponisten und bestritt Uraufführungen von Willy Burkhard, Charles Oboussier, Robert Blum und Albert Moeschinger.

Radioaufnahme mit Irma Schaichet, Datum unbekannt:
- Robert Schumann: Waldszenen, op. 82 
- Zoltán Kodály: op. 11

RTS Radio Télévision Suisse, Aufnahme vom 25.02.1953 mit
Irma Schaichet (Klavier), Frédéric Mottier (Violoncello)
- Willy Burkhard: Sonate op. 87 für Violoncello und Klavier

Musikpädagogin

Irma Schaichet war auch eine gefragte Musikpädagogin. Sie bildete privat viele Berufsmusikerinnen und Berufsmusiker aus. Sie gilt als Entdeckerin des Pianisten-Wunderkindes Annie Fischer und der Sopranistin Maria Stader. Zu ihren bedeutendsten Schülern gehören Theodor Lichtmann, Hanny Schmid Wyss und Brigitte Farner sowie der Zürcher Jazzmusiker Dieter Ulrich.

Ehrungen und Auszeichnungen

Irma Schaichet, Feier vom 7. Mai 1985 zu ihrem 90. Geburtstag im Stadthaus Zürich
Irma Schaichet, Feier vom 7. Mai 1985 zu ihrem 90. Geburtstag im Stadthaus Zürich (Zentralbibliothek Zürich, Musikabteilung, Mus NL 38)

1984 erhielt Irma Schaichet das Ehrendiplom der Franz-Liszt-Akademie Budapest für ihr künstlerisches und pädagogisches Wirken. 1985 veranstaltete die Präsidialabteilung der Stadt Zürich in Zusammenarbeit mit Omanut (Verein zur Förderung jüdischer Kunst in der Schweiz) am 7. Mai in der Halle des Zürcher Stadthauses eine Feier zu ihrem 90. Geburtstag mit „Klaviermusik aus Ost und West“. Die Würdigung von Irma Schaichet als Pianistin und Musikpädagogin hielt der damalige Stadtpräsident Dr. Thomas Wagner.
 

Irma Schaichet verstarb am 30. Juli 1988 im hohen Alter von 93 Jahren, 24 Jahre nach dem Tod ihres Ehemanns und musikalischen Weggefährten Alexander Schaichet.